Es ist Umbrolo 3, 1740 ein Erstedaei in Thalheim, Stadt, Handelszentrum.
Gedankenverloren läßt Shyatara ihren Blick über die ihr so vertrauten Türmchen und Häuser der verschiedensten Macharten und Formen gleiten. Sie selbst steht, wie so oft in den letzten Wochen hoch oben in einem der höchsten Türme der Zitadelle von ihrem Gemahl dem Schicksalsträger Aerion und denkt nach. Sie sucht nach Antworten auf ihre zahllosen Fragen und genießt die Ruhe des entlegenen, einsamen Ortes.
Vieles hat sich nicht so entwickelt, wie sie es sich erträumt hat. Sicher, der Kontakt mit den vielen anderen Völkern und Rassen bereitet ihr große Freude, kann sie doch hier ihre ungebroche große Neugier ausleben. Andererseits fehlt ihr oft die Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens. Einige ihrer engsten Freunde hat sie schon länger nicht mehr gesehen oder was fast noch schlimmer war, sie lief manchen täglich über den Weg ohne Zeit für eine Unterhaltung oder ein Glas Honigmet zu finden.
Jedes Mal muss sie sich selbst ermahnen, sich ins Gedächtnis rufen, dass sie, Shyatara, es war, die ein Leben außerhalb der Gemeinschaft führt, nicht ihre Freunde, ihre Familie, die in von der Natur vorgezeichneten Wegen lebten. Diese seltenen Momente der bedrückenden Einsamkeit lassen Shyatara frösteln.
Ebenso war es um ihre Leidenschaft, ihr Handwerk, das Rosenzüchten bestellt. So sehr sie sich auch müht, zumindest an den Sonnentagen, wie sie die Menschen nannten, ihren Garten aufzusuchen, um mit ihren Händen neue Rosen zu pflanzen, es gelang ihr nur selten.
Leise seufzend löst Shyatara den Blick von ihren schlanken Händen und sah erneut über die weiten Haine der Stadt.
"Ob all ihre Arbeit überhaupt Sinn macht"? Jedes mal münden all ihre Gedanken schlussendlich mit beängstigender Regelmäßigkeit in dieser Frage.
Trotzdem, oder gerade wegen all dieser Fragen, bereitet ihr ihre Aufgabe immer noch viel Freude. Mit kindlicher Begeisterung brütet sie oft Tage und Wochen über irgendwelchen Anfragen und anderen offiziellen Schriftstücken um die Halle des Lichts aufzuwerten.
Eine hohe, aber nicht desto trotz durchdringende Stimme reißt Shyatara aus ihren melancholischen Gedanken.
"Na sieh mal an, wen wir hier haben" kichert es hinter ihr. "Hab ich dich endlich gefunden."
"Auch dir einen schönen Tag Freudenfunke ". Shyatara hat sich schmunzelnd umgedreht und schaut auf eine imposante winzige kleine Fee...
"Na Pix, warst du wieder das Wyrmland vom Spass überzeugen? Oder warum sonst beehrst du mich mit deinem Besuch?"
Die Nasenspitze des des Freudenfunken verfärbt sich leicht rötlich. "Pah... so was gibt's ja schon lange nicht mehr", erwidert Pix.
"Pix" , unterbrach Shyatara die Gedanken des Freudenfunken, "Du wolltest etwas von mir?" "Ähm ja, unten in der Halle des Lichts wartet jemand auch dich", gab sie fröhlich zurück. "Und ich glaub der Mann ist irgendwie unglücklich", fügt sie bedeutungsschwer hinzu.
Shyatara runzelt die Stirn. "Unglücklich? Wie kommst du darauf?"
"Najaaa...also mit mir spielen wollt er nicht. Und hmm schreckhaft isser auch. Und dabei war ich beim unterhalten nur etwas faul und bin halt um sein Buch geflogen, das er wohl gerade gelesen hat. Er wäre aber sicher was für deine Gilde. Soll ich ihn mal fragen, wie es um sein Interesse steht?"
Der kleine Freudenfunken schien sich nun in Theatralik zu ergehen und eine bedeutungsschwangere Miene jagt die nächste. In der Tat eine sehenswerte Vorstellung.
Shyatara ist während Pixs eifriger Erzählung lachend zusammengebrochen und schnappt nun mehr oder minder verzweifelt auf dem Boden des kleinen Turmzimmers liegend nach Luft.
"Was denn?", schmollt der Freudenfunken. "Man sollte meinen, dass man von dir eine vernünftige Antwort bekommen könnte auf eine ernst gemeinte Frage. Aaaaber da hab ich mich wohl getäuscht....Na ja Elfen halt", fügt sie noch schnippisch hinzu.
"Nein nein" japst Shyatara mit Tränen in den Augen, "ich finde deine Idee wundervoll... frage ihn ruhig, ich komme gleich nach!"
"Gut gut... wird gemacht!" noch während der Freudenfunken dies sagt steigt er in die Luft auf und steuert auf ein Turmfenster zu, dann ist Pix aus Shyataras Sicht verschwunden.
Immer noch leicht bebend vor Lachen macht sich Shyatara an den Abstieg. Noch während sie durch die zahlreichen Höfe und Flure der Zitadelle schlendert fiel der Schatten ihrer Sorgen von ihr ab. Sie würde sich Helfer und Stellvertreter suchen, nahm sie sich vor. Auf mehreren Schultern verteilt wäre die Last des Amtes wohl leichter zu ertragen. Mit diesen Gedanken verläßt sie die Zitadelle und setzt ihren Weg in die Halle des Lichts fort, um den Fremden zu empfangen.
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